Interview in der M&T-Metallhandwerk

Mit Genehmigung des Autors:

(Wir danken dem Coleman-Verlag und dem Redakteur Dombrowski)

Titel: Es hat immer Spaß gemacht

Schlossermeister Hans-Ulrich Fischer (Jahrgang 1930) war neben vielen anderen Ämtern von 1984 bis 1999 Obermeister der Berliner Innung für Metall- und Kunststofftechnik und vom 1. Januar 1998 bis zum 31. Dezember 2002 Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes Metall Berlin-Brandenburg. Anlässlich seiner Amtsübergabe an Erwin Kostyra (siehe auch M&T Metallhandwerk 2/2003, Seite 48) führten wir mit dem scheidenden Obermeister ein Interview.

M&T: Was schätzen Sie an Ihrem Nachfolger besonders?

HUF: Seine Kompetenz und seine Kollegialität, die er immer wieder in allem was er sagt und tut zum Ausdruck bringt. Er fragt und hört zu und trifft erst dann seine Entscheidungen. Außerdem hat er ein hervorragendes Fachwissen.

M&T: Welche besonderen bemerkenswerten Höhen und Tiefen fallen Ihnen ein, wenn Sie an Ihre langjährige Arbeit im Verband denken?

HUF: Zweifellos war die Wiedervereinigung und die hervorragende persönliche Zusammenarbeit mit den Ostberliner Kollegen, allen voran mit Hans-Joachim Kunsch, der Höhepunkt meiner Arbeit. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und haben daraus das Beste für unsere Innung und für unsere Handwerkskollegen gemacht. Andererseits gab es eigentlich nie den Augenblick, wo ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Mein Betrieb hat mich ganz gut ernährt, meine Frau und die guten Mitarbeiter haben mir dort den Rücken freigehalten, und die Arbeit im Ehrenamt hat mir immer Spaß gemacht.

M&T: Was hätten Sie gern noch in Ihrer Amtszeit zu Ende gebracht?

HUF: Was mir schon ein wenig Sorgen bereitet sind die Probleme der Schule. Die konjunkturelle Situation des Metallhandwerks schlägt sich natürlich auch auf die Auslastung der Schule nieder und der Umbau ist ja unter Berücksichtigung bestimmter Lehrlingszahlen konzipiert worden. Dass die Zahlen zurückgehen, damit haben wir schon gerechnet, aber nicht in der jetzt zu beobachtenden Größenordnung. Auch die Nachwuchssituation im Ehrenamt im allgemeinen macht mir ein wenig Sorgen. Zum Glück habe ich mit Erwin Kostyra einen guten Nachfolger gefunden, auch im Brandenburgischen sind jetzt einige junge Obermeister angetreten. Schade nur, dass wir nicht alle Innungen in Brandenburg in unseren Reihen haben. Ich habe jüngst zusammen mit Hilmar Seidack eine kleine "Werbetour" in Sachen Landesverbandsmitgliedschaft gemacht. Doch es ist sehr zäh. Erfreulich, dass einige Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaften mehr und mehr die fachliche Kompetenz des Verbandes erkennen.

M&T: Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit der Landesverbände auf Bundesebene ein?

HUF: Ich bin immer gern mit den Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet zusammengekommen. Die Zusammenarbeit mit den Landesinnungsmeistern aus den anderen Bundesländern war ausgezeichnet. Ich bin ja auch sehr kompromissfähig und wir haben uns eigentlich immer im Sinne der Sache "zusammengerauft". Ich freue mich besonders, dass Klaus Dann jetzt ins Präsidium des ZDH gewählt worden ist. Das kann die Position des Metallhandwerks nur stärken.

M&T: Was möchten sie Ihrem Nachfolger besonders ans Herz legen?

HUF: Er muss vor allem die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle pflegen und Einfluss auf das dortige "Betriebsklima" nehmen. Wichtig ist auch, dass die Schule keine Institution für sich wird, sondern immer "unsere" Schule bleibt. Als weiteres müssen unbedingt neue Mitglieder geworben und junge Handwerksmeister für die Arbeit im Ehrenamt gewonnen werden.

M&T: Werden Sie dem Verband weiter beratend zur Seite stehen?

HUF: Sicher werde ich in dem einen oder anderen Ehrenamt für die Innung weiter zur Verfügung stehen. So zum Beispiel im Meisterprüfungsausschuss. Und die Verbindung wird mit Sicherheit sehr eng bleiben. Dazu habe ich die Arbeit viel zu gerne gemacht. Doch mit Termindruck jede Woche regelmäßig zur Geschäftsstelle fahren, das muss nicht mehr sein.

"Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und haben daraus das Beste für unsere Innung und für unsere Handwerkskollegen gemacht."

M&T: Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie könnten?

HUF: Es müsste unbedingt mehr Kontinuität, Zielstrebigkeit und Verlässlichkeit in der Politik einkehren.

M&T: Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung?

HUF: Mit Informatikprogrammen zu arbeiten und diese zu entwickeln. Mein Hobby ist außerdem die Videobearbeitung.

M&T: Ihr Traum vom Glück?

HUF: Ich bin mit dem, wie sich alles gefügt hat, sehr glücklich.

M&T: Worüber haben Sie sich das letzte Mal richtig gefreut?

HUF: Als uns unsere Tochter mitgeteilt hat, dass Sie ihr zweites Kind erwartet.

M&T: Was machen Sie, wenn es Ihnen schlecht geht?

HUF: Beten.

M&T: Was verabscheuen sie am meisten?

HUF: Ungerechtigkeit und Unaufrichtigkeit.

M&T: Welchen Politiker möchten Sie einmal näher kennen lernen?

HUF: Helmut Kohl.

M&T: Welche natürliche Gabe möchten Sie gern besitzen?

HUF: Ich möchte Klavier spielen können.

M&T: Was kennzeichnet Ihren bisherigen Lebensweg?

HUF: Ich hatte immer Freude an der Arbeit.

 

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