Ziele und Instrumente des Handwerkskonzepts zur Modernisierung der Handwerksordnung (HWO)
850.000 Handwerksbetriebe mit 5,5 Millionen Beschäftigten und 550.000 Lehrlingen versorgen Deutschland mit qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen. Rechtlicher Rahmen dafür ist die Handwerksordnung, die vor 50 Jahren als ein Eckpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft in Kraft getreten ist und seitdem kontinuierlich neuen Entwicklungen angepasst wurde. Durch das Prinzip der geprüften Qualifikation garantiert sie Verbraucherschutz, eine hohe Ausbildungsleistung und wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Handwerks. Das Handwerk als Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe hat ein hohes Eigeninteresse an der Modernisierung der HWO, um Entwicklung und Entfaltung seiner Betriebe für die Zukunft zu sichern.
Ziele:
ein Handwerk - dynamische Entwicklung – geprüfte Qualifikation
Einen starken Wirtschaftsbereich Handwerk
mit einer gemeinsamen Identität organisieren – in
unterschiedlichen, aber durchlässigen Gruppen;
der Dynamik des Handwerks im Rechtsrahmen
mehr Raum geben, die Anpassung der
Betriebe an Entwicklungen in Markt und Technik
innerhalb des Handwerks ermöglichen;
mit einem gestärkten Meisterbrief im Sinne
des Prinzips der geprüften Qualifikation -
.... das ist das Ziel des Handwerkskonzeptes zur Modernisierung der HWO unter dem Leitmotiv eines „atmenden Handwerks“.
Unter diesem Leitmotiv will das Handwerk – um im Bild zu bleiben – nicht nur aus-, sondern auch einatmen und so für seine Betriebe die rechtliche Grundlage für deren Zukunftsfähigkeit legen.
Instrumente:
... umfassendes Konzept mit klaren Kriterien und einfachen, transparenten Regelungen
Das Modernisierungskonzept des Handwerks ist ein umfassendes und geschlossenes Konzept, durch das sich wie ein roter Faden der Qualifizierungsgrundsatz zieht. Seine Kernelemente sind:
Ein strukturiertes Handwerk, bestehend aus Handwerken:
- in denen der Meisterbrief Voraussetzung für die selbständige Ausübung ist;
- die – ohne diese Voraussetzung – nach Möglichkeit ausbilden, gerade mit hochwertiger Qualifikation;
- in denen einfache handwerkliche Tätigkeiten in marktfähiger Weise ausgeübt werden.
Die Durchlässigkeit wird gewährleistet durch regelmäßige Überprüfung und Zuordnung von handwerklichen Gewerben unter den drei Kriterien: Verbraucherschutz (hierzu zählen u.a. Gefahrenabwehr und Umweltschutz), Ausbildungsleistung (qualitativ und quantitativ), wirtschaftliche Nachhaltigkeit und Bestandsfestigkeit.
Mehr Differenzierung und Durchlässigkeit sollen im Bereich der beruflichen Bildung ein atmendes Handwerk ergänzen und unterstützen. Dazu gehören auch die Aufwertung und Weiterentwicklung der bisherigen HWO-Anlage B durch Aus- und Fortbildungsbildungsordnungen sowie Qualifizierungsangebote für einfache Tätigkeiten, um zusätzliche Ausbildungs- und Qualifizierungspotenziale zu erschließen.
Ein modulares Baukastensystem in der Struktur der Aus- und Weiterbildungsangebote des Handwerks soll auch zu einer leistungsgerechten Einstufung und Anerkennung von Qualifikationsniveaus in Europa führen. Europäischen Erfordernissen tragen auch die Kriterien für die Zuordnung von handwerklichen Gewerben mit Meisterpflicht Rechnung. Damit entfällt die Gefahr der „Inländerdiskriminierung“.
Der Zugang zur Selbständigkeit soll erleichtert, Schwarzarbeit bekämpft werden:
- Personenunternehmen soll erlaubt werden, was bisher nur Kapitalgesellschaften zugestanden war, nämlich die Betriebsführung auch durch einen angestellten Meister (Rechtsformneutralität – Aufgabe des Inhaberprinzips).
- Vergleichbare Abschlüsse von Industriemeistern und Technikern sollen anerkannt werden, so wie auch umgekehrt die Meisterqualifikation andernorts leistungsgerecht anerkannt werden sollte.
- Handwerkliche Tätigkeiten im Rahmen eines Nebenbetriebes sollen erleichtert werden (Unerheblichkeitsgrenze).
Auf dieser Grundlage kann das Handwerk auch in Zukunft seinen unverzichtbaren Beitrag zu Ausbildung, Beschäftigung und Wachstum leisten. Die politischen Ziele - hohe Ausbildungsleistung, qualifizierte Arbeitsplätze und nachhaltige Selbständigkeit – sind nicht durch Zerstörung bestehender Strukturen, sondern nur durch zukunftssichere zu erreichen.